Bericht über die Tagung

Barrierefreiheit steht noch ganz am Anfang

Dass es noch viel zu tun gibt mit der Barrierefreiheit, hat der Club 82 mit seiner Fachtagung gezeigt. Barrierefreiheit ist eigentlich nichts Neues, wenn man an die Rollstuhlfahrer denkt. Überall wird gefordert, dass man in Häuser besser herein kommt. Stufen sollen durch Rampen ersetzt werden. Es gibt aber auch viele andere Hindernisse. Manche Menschen können nicht gut lesen. Andere verstehen komplizierte Erklärungen nicht, zum Beispiel die Gebrauchsanweisung des Telefons oder einen Fahrkartenautomat. Auf der Fachtagung wurden viele dieser Hindernisse aufgezeigt.

Die Hindernisse sollten beseitigt werden. Das fordert auch ein Gesetz, das es schon seit dem Jahr 2002 gibt. Das Gesetz heißt Behindertengleichstellungsgesetz. Im Gesetz steht folgendes: "Behinderte Menschen sollen möglichst alles so wie nicht behinderte Menschen auch und ohne fremde Hilfe benutzen können, also Häuser, Verkehrsmittel, Geräte, das Internet und viele andere Sachen." Wenn man darüber nachdenkt, dann wird einem klar: die nichtbehinderten Menschen haben sich die Welt so eingerichtet, dass sie selbst darin gut leben können. Sie haben aber nicht immer daran gedacht, dass behinderte Menschen es auch schaffen. Interessant war auch, dass es nicht nur um Verbesserungen für behinderte Menschen geht. Auch ältere Menschen, Kinder oder Menschen, die eine andere Sprache sprechen kommen nicht immer bei uns klar.

Dass man vieles verständlicher machen kann, wurde in den Vorträgen der Fachtagung gezeigt. Zum Beispiel könnten Texte in leichter Sprache geschrieben werden. Wie das geht, hat Frau Wessels von der Lebenshilfe Bremen erklärt. Auch das Internet kann besser gemacht werden. Frau Flegel von der Bundesvereinigung Lebenshilfe hatte einige Beispiele mitgebracht. Von Reutlingen kamen Herr Kleinbach, Herr Tröster und Herr Rathfelder. Sie haben dort ein Leitsystem eingeführt, mit dem man leicht Busfahren kann. Man kann den richtigen Bus finden, auch wenn man nicht lesen kann. An den Bussen und an den Haltestellen zeigen Bilder, wo die Fahrt hingeht. Eine gute Idee ist auch der Reiseführer über die Stadt Münster. Frau Holtz von der Firma Holtz & Faust hat den Reiseführer vorgestellt. Die Bilder im Reiseführer zeigen die ganzen Wege durch Münster. Weitere Ideen und Vorträge kamen dann noch vom Club 82. Markus Falk und Mirjam Bärmann haben eine Bildspeisekarte entwickelt. Die kann man bald in der Linde in Hofstetten testen. Und Manfred Himmelsbach und Markus Mira überlegten sich, wie ein leicht verständlicher Kontoauszug gemacht sein sollte. Wenn man sich die ganzen Ideen vor Augen führte, wurde klar, wieviel noch geschehen muss, damit behinderte Menschen wirklich ohne Hindernisse bei uns leben können.

Zum Schluss der Fachtagung wurde noch mit verschiedenen Personen aus Wirtschaft und Gesellschaft diskutiert. Der Club 82 wollte wissen, wie diese Leute die Ideen finden und ob sie vielleicht dabei mitmachen würden. Auf dem Podium haben diskutiert: Herr Behringer von der Ortenau-S-Bahn, Herr Pagel vom Offenburger Tageblatt, Herr Schmidt von der Sparkasse Haslach, Herr Schwendemann vom Kulturbüro der Stadt Haslach und Herr Wiedemer von der Servicestelle Rehabilitation. Die Ideen fanden eigentlich alle gut. Einige hatten aber Zweifel, ob man alles so verwirklichen kann. Manche meinten, man müsse klein anfangen. Andere meinten, man müsse erst Gesetze ändern, bevor es klappt.
Dass über Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten noch viel Wissen fehlt, ist vielleicht das wichtigste Ergebnis dieser Tagung. Es gibt schon viel Wissen über leichte Sprache, aber das alleine ist noch keine Barrierefreiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Es fehlen gute Leitsysteme. Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen bessere Hilfen, wenn sie sich zum Beispiel in einem Museum, einem Geschäft oder in einer Stadt zurechtfinden wollen. Es fehlen gute Ideen, wie man technische Geräte wie Fahrkartenautomaten, Handy und andere Geräte einfach bedienen kann. An diesen Themen sollte jetzt weitergearbeitet werden.